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Ivabradin (Procorolan®)

von: Christoph Fischer

 

Hat ausschließlich herzfrequenzsenkende Wirkung ohne Minderung der Herzkraft und ohne Blutdrucksenkung. Ivabradin sollte („B“) lt NVL empfohlen werden:

Indikation

  • zusätzlich zu ACE-Hemmern / ARB + Spironolacton
  • Bei Ruheherzfrequenz ≥ 75/min
  • trotz maximal tolerierter Betarezeptorenblocker-Dosis
  • oder bei Patienten mit ß-Blocker-Intoleranz
  • symptomatischen HI-Patienten mit LVEF ≤  35% im stabilen Sinusrhytmus

 

Nutzen

  • SHIFT-Studie: Patienten mit LVEF ≤ 35%, einer Ruheherzfrequenz ≥ 70/min und Sinusrhythmus, die innerhalb der letzten 12 Monate aufgrund der Herzinsuffizienz stationär behandelt werden mussten.
  • Gesamtmortalität: 16% vs. 17% ARR 1%, NNT = 100
  • Krankenhauseinweisungen wegen Herzinsuffizienz 16% vs. 21% ARR 5% TTN = 20
  • Klinikeinweisung wegen HI oder kardiovaskulär bedingten Tod bei Patienten mit mindestens 50%iger Betablockerzieldosis HR 0,90; 95% CI 0,77-1,04  Unterschied nicht signifikant

HintergrundINFO: Ob Ivabradin die Prognose von Herzinsuffizienzpatienten tatsächlich verbessert, ist beim genauen Hinsehen zweifelhaft. Vieles spricht nämlich dafür, dass die Basistherapie mit Betablockern anders als angeblich geplant in der Studie nicht optimal ist. Nur 23% nehmen Betablocker in der empfohlenen Zieldosis und weniger als die Hälfte (49%) mindestens 50% der Zieldosis ein. Mehr als 10% verwenden einen Betablocker ohne nachgewiesenen lebensverlängernden Nutzen wie Metoprololtartrat.[1]

Für Patienten mit stabiler AP findet die Signify-Studie mit 19.000 Patienten ebenfalls keinen signifikanten Vorteil: kardiovaskulärem Tod und nichttödlichem Herzinfarkt 6,8% versus 6,4% HR 1.08 95% CI 0,96-1,20[2], bei Patienten mit symptomatischer Angina pectoris (n = 12.049) schneidet Ivabradin hier sogar signifikant schlechter ab als das Scheinmedikament (HR 1,18; 95% CI 1,03-1,35)[3]

Risiken

  • Phosphene (vorübergehende verstärkte Helligkeitsphänomene im Gesichtsfeld) NNH = 33
  • Bradykardie NNH = 20
  • Neu aufgetretenes Vorhofflimmern relative Risikoerhöhung 15%, NNH = 208/Jahr [4]

Literatur

 

[1] https://www.arznei-telegramm.de/html/htmlcontainer.php3?produktid=036_01&artikel=1104036_01k

[2] https://www.arznei-telegramm.de/html/htmlcontainer.php3?produktid=054_01&artikel=1706054_01

[3] a-t 2014; 45: 62

[4] https://www.leitlinien.de/nvl/html/nvl-chronische-herzinsuffizienz/kapitel-6

erstellt 10-2019