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Augmentation mit Lithium

von: Christoph Fischer

Das chemische Element Lithium allein hat keine merkliche Wirkung bei Depression,

wirkt aber unter Umständen in Kombination mit einem Antidepressivum sehr effektiv:

  • „Ein kanadische Ärzteteam hat 1981 erstmals bei 8 Patienten
  • die auf ein Antidepressivum nicht angesprochen hatten,
  • versucht die Wirkung des Antidepressivums mit Lithium zu „augmentieren“ (verstärken)
  • Nachdem sie zusätzlich Lithium erhalten hatten,
  • wurden alle 8 Patienten innerhalb 48h gesund.“ (Bschor 202)

 

  • In der darauf durchgeführten RCT
  • Antidepressivum + Lithium versus Antidepressivum + Placebo
  • sprachen allerdings nicht alle Patienten der Verum-Gruppe auf Lithium an,
  • aber es waren dreimal so viele wie unter Placebo.
  • Die Response trat manchmal schon  nach 48h ein,
  • es dauerte bei manchen jedoch bis zu 2 Wochen.

Die Lithium-Augmentation hat gegenüber der Kombination von Antidepressiva 3 wesentliche Vorteile

  1. Patienten sprechen rasch und deutlich erkennbar an
  2. Lithium hat einen völlig anderen intrazellulären Angriffspunkt, und ist damit gerade bei Patienten, die auf mehrere Antidepressiva nicht angesprochen haben, eindeutig empfohlen.
  3. Das Wichtigste kommt zuletzt: Lithium ist das einzige Psychopharmakon, welches das Suizidrisiko senkt und somit Leben retten kann!

Lithium-Augmentaion durch den Hausarzt?

  • es gibt Hausärzte die Erfahrung mit der Lithium-Therapie haben,
  • sofern Sie sich selbst eine Lithiumtherapie nicht zutrauen,
  • sollten Sie den Patienten, wenn das 2 Antidepressivum unwirksam bleibt,
  • zum Facharzt überweisen.

Wichtige Therapieprinzipen

  • Es gibt keine Standarddosierung,
  • die Dosierung richtet sich nach dem Serumspiegel
  • Zielbereich: 0,6 – 0.9 mmol/Liter
  • regelmäßige Einnahme der Lithiumdosis 1x am Morgen,
  • wenn binnen 2 Wochen eine Remission eintritt,
  • sollte das Antidepressivum + Lithium (Quilonorm ret®)
  • zur Rückfallprophylaxe mindestens 6-9 Monte gegeben werden
  • auschleichend absetzen, außer bei überhöhtem Serumspiegel

Blutabnahmen am Morgen, Lithiumeinnahme unmittelbar danach

    Kontrolle:

  • Lithium-Spiegel, Elektrolyte, Kreatinin, eGFR, TSH
  • bei Behandlungsbeginn wöchentlich
  • Intervalle langsam ausdehnen, wenn stabile Werte
  • in der Langzeitbehandlung bis zu 3 Monate

Nebenwirkungen

  • ein feiner Finger-Tremor gilt als normal
  • Durstgefühl und Polyurie
  • Gewichtszunahme
  • Schilddrüsenfunktionsstörung…
  • Die meisten Patienten vertragen Lithium gut, sind Nebenwirkungen belastend, kann versucht werden den Lithiumspiegel innerhalb des Zielbereiches (0,6 – 0,9 mmol/L) etwas abzusenken

 

Zeichen für Überdosierung

  • grobes Fingerzittern,
  • Übelkeit
  • starke Durchfälle
  • verwaschen Sprache
  • Gangunsicherheit
  • Muskelschwäche
  • Verwirrtheit
  • Einnahme stoppen, sofort Spiegelkontrolle!

Risiko Salz- und Flüssigkeitsverlust

  • keine kochsalzarme Diät!
  • auf ausreichende Trinkmenge achten
  • insbesondere bei Sport, Sauna, Hitzewelle, Durchfall und größeren Operationen

Wechselwirkung mit Medikamenten

  • Vorsicht bei Diuretika, ACE-Hemmer, AT2-Blocker, Metronidazol
  • Neurotoxizität durch Neuroleptika
  • WW mit NSAR, bevorzugt Paracetamol als Alternative
  • Lithium 2 Tage vor Elektrokampftherapie absetzen

Kontraindikationen

  • schwere Niereninsuffizienz
  • unbehandelte Hypothyreose
  • diuretikabedürftige Herzinsuffizienz
  • Morbus Addinson
  • SST: teratogen strenge Nutzen-Risikoabwägung (AC)

 

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Literatur:

Bschor 202-6, Austria Codex