/psychiatrisch - neurologische Erkrankungen /Depression Tutorial /Augmentation mit Lithium Augmentation mit LithiumDas chemische Element Lithium allein hat keine merkliche Wirkung bei Depression,
wirkt aber unter Umständen in Kombination mit einem Antidepressivum sehr effektiv:
- „Ein kanadische Ärzteteam hat 1981 erstmals bei 8 Patienten
- die auf ein Antidepressivum nicht angesprochen hatten,
- versucht die Wirkung des Antidepressivums mit Lithium zu „augmentieren“ (verstärken)
- Nachdem sie zusätzlich Lithium erhalten hatten,
- wurden alle 8 Patienten innerhalb 48h gesund.“ (Bschor 202)
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- In der darauf durchgeführten RCT
- Antidepressivum + Lithium versus Antidepressivum + Placebo
- sprachen allerdings nicht alle Patienten der Verum-Gruppe auf Lithium an,
- aber es waren dreimal so viele wie unter Placebo.
- Die Response trat manchmal schon nach 48h ein,
- es dauerte bei manchen jedoch bis zu 2 Wochen.
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Die Lithium-Augmentation hat gegenüber der Kombination von Antidepressiva 3 wesentliche Vorteile
- Patienten sprechen rasch und deutlich erkennbar an
- Lithium hat einen völlig anderen intrazellulären Angriffspunkt, und ist damit gerade bei Patienten, die auf mehrere Antidepressiva nicht angesprochen haben, eindeutig empfohlen.
- Das Wichtigste kommt zuletzt: Lithium ist das einzige Psychopharmakon, welches das Suizidrisiko senkt und somit Leben retten kann!
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Lithium-Augmentaion durch den Hausarzt?
- es gibt Hausärzte die Erfahrung mit der Lithium-Therapie haben,
- sofern Sie sich selbst eine Lithiumtherapie nicht zutrauen,
- sollten Sie den Patienten, wenn das 2 Antidepressivum unwirksam bleibt,
- zum Facharzt überweisen.
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Wichtige Therapieprinzipen
- Es gibt keine Standarddosierung,
- die Dosierung richtet sich nach dem Serumspiegel
- Zielbereich: 0,6 – 0.9 mmol/Liter
- regelmäßige Einnahme der Lithiumdosis 1x am Morgen,
- wenn binnen 2 Wochen eine Remission eintritt,
- sollte das Antidepressivum + Lithium (Quilonorm ret®)
- zur Rückfallprophylaxe mindestens 6-9 Monte gegeben werden
- auschleichend absetzen, außer bei überhöhtem Serumspiegel
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Blutabnahmen am Morgen, Lithiumeinnahme unmittelbar danach
Kontrolle:
- Lithium-Spiegel, Elektrolyte, Kreatinin, eGFR, TSH
- bei Behandlungsbeginn wöchentlich
- Intervalle langsam ausdehnen, wenn stabile Werte
- in der Langzeitbehandlung bis zu 3 Monate
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Nebenwirkungen
- ein feiner Finger-Tremor gilt als normal
- Durstgefühl und Polyurie
- Gewichtszunahme
- Schilddrüsenfunktionsstörung…
- Die meisten Patienten vertragen Lithium gut, sind Nebenwirkungen belastend, kann versucht werden den Lithiumspiegel innerhalb des Zielbereiches (0,6 – 0,9 mmol/L) etwas abzusenken
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Zeichen für Überdosierung
- grobes Fingerzittern,
- Übelkeit
- starke Durchfälle
- verwaschen Sprache
- Gangunsicherheit
- Muskelschwäche
- Verwirrtheit
- Einnahme stoppen, sofort Spiegelkontrolle!
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Risiko Salz- und Flüssigkeitsverlust
- keine kochsalzarme Diät!
- auf ausreichende Trinkmenge achten
- insbesondere bei Sport, Sauna, Hitzewelle, Durchfall und größeren Operationen
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Wechselwirkung mit Medikamenten
- Vorsicht bei Diuretika, ACE-Hemmer, AT2-Blocker, Metronidazol
- Neurotoxizität durch Neuroleptika
- WW mit NSAR, bevorzugt Paracetamol als Alternative
- Lithium 2 Tage vor Elektrokampftherapie absetzen
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Kontraindikationen
- schwere Niereninsuffizienz
- unbehandelte Hypothyreose
- diuretikabedürftige Herzinsuffizienz
- Morbus Addinson
- SST: teratogen strenge Nutzen-Risikoabwägung (AC)
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Literatur:
Bschor 202-6, Austria Codex |