/Vorsorgeuntersuchung /Krebsfrüherkennung /Brustkrebs BrustkrebsHäufigkeit:
- In der Altersgruppe der 30- bis 34-jährigen Frauen erkrankt eine von 5.000 Frauen während des folgenden Jahres an Brustkrebs,
- in der Altersgruppe der 50- bis 55-jährigen Frauen rund eine von 600.
- Das Risiko steigt kontinuierlich bis zu etwa einer von 300 für Frauen in der Altersgruppe von 75 bis 79 Jahren an[1]
Risikofaktoren
- Alter: Eine 70-Jährige hat ein 3fach höheres Risiko im Vergleich zu einer 40-Jährigen
- Hormonersatzbehandlung: In der britischen „Million Women Study“ zeigte sich ein starker Zusammenhang zwischen Dauer einer Hormonersatztherapie und Erkrankungsrisiko.[2]
- Adipositas: epidemiologische Studien legen einen potentiellen Zusammenhang zwischen Adipositas und postmenopausalem Brustkrebsrisiko nahe.[3]
- Strahlenbelastung: Wer häufig Strahlen ausgesetzt ist, hat ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Von der Mammographie geht deshalb selbst ein (geringes) Risiko für Brustkrebs aus.
- späte Erstgebärende (30+)
- frühe Menarche
- erbliche Faktoren: Familiär gehäufte Mamma- und Ovarialkarzinome weisen meist auf die BRCA1/2-Gen-Mutation hin.
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Das Brustkrebs-Sterberisiko im Vergleich zu anderen Todesursachen
Von 1.000 50-jährigen Frauen sterben innerhalb von 10 Jahren
Todesursache
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Nichtraucherinnen
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Raucherinnen
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Brustkrebs ohne Mammographie
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4
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4
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Brustkrebs mit Mammographie
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3
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3
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Gebärmutterhalskrebs
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1
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1
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Darmkrebs
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2
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2
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Lungenkrebs
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2
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21
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Herzinfarkt
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6
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19
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Gesamtmortalität
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21
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80
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HintergrundINFO: Die Brustkrebsmortalität sinkt um 0,7 / 1000 Frauen nach 10 Jahren Screening, deshalb finden Sie öfters 1 von 1000, durch Aufrundung von 0,7 auf 1, oder 1 von 2000 durch Abrunden von 1,4 auf 1!
Die Mammographie
Möglicher Nutzen
Die regelmäßige Teilnahme am Mammographie-Screening kann Brustkrebs nicht verhindern, möglicherweise jedoch das Risiko senken, daran zu sterben. Eine Metaanalyse ergab:
- Wenn 2.000 Frauen 10 Jahre lang regelmäßig zum Screening gehen, wird eine[4] Frau einen Nutzen daraus ziehen, da sie nicht an ihrem Brustkrebs stirbt, weil er durch das Screening früher erkannt wurde.
- Für einige Frauen werden Operation und Nachbehandlung weniger ausgedehnt ausfallen, weil das Screening einen Brustkrebs früher erkannt hat.
- Für viele Frauen ist es eine Beruhigung, zu erfahren, dass sie einen unauffälligen Mammographiebefund haben.
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Möglicher Schaden[5]
- Die Brust wird zur Röntgenaufnahme zwischen zwei Platten gepresst. Dies dauert zwar nur kurz, aber für etwa die Hälfte der Frauen ist das schmerzhaft.
- Es werden auffällige Befunde gestellt, die sich erst im Laufe von Tagen und Wochen als so genannte „falsch positive“ Befunde herausstellen – die Frauen sind trotz auffälligen Befunds gesund.
- Nicht alle Fälle von Brustkrebs werden durch das Röntgenbild entdeckt. Ein „falsch negativer Befund“ bedeutet, dass die Patientin negativ getestet wurde, also dem Test nach gesund ist, obwohl sie krank ist; dies betrifft rund eine von 1.000 an der Mammographie teilnehmenden Frauen.
- Überdiagnosen: Mit Mammographie werden auch Tumore gefunden und behandelt, an denen die Frauen nie erkrankt wären, etwa eine von 200 Frauen ist davon betroffen.[6]
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Mammographie redzuiert die Gesamtmortalität nicht!
- Zwar sinkt die Sterblichkeit an Brustkrebs durch Mammographie
- (NNS=1.428/10 Jahre),
- die Gesamtmortalität sinkt jedoch nicht!
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Überdiagnosen/Übertherapie
- Mammographie entdeckt auch Tumore, die aufgrund ihres langsamen Wachstums nie zu einer schwerwiegenden Krebserkrankung geführt hätten (Überdiagnose).
- Da es jedoch nicht möglich ist, zwischen den gefährlichen und den harmlosen Zellveränderungen und Krebsformen zu unterscheiden, müssen derzeit alle behandelt werden.
- Deshalb werden mehr Frauen ihre Brüste verlieren (Übertherapie), wenn ein Screening-Programm besteht, als wenn es keines gibt. Den betroffenen Frauen wird man entweder einen Teil oder die ganze Brust abnehmen, häufig werden sie nachbestrahlt, manchmal auch einer Chemotherapie unterzogen.
- Diese Behandlungen erhöhen für die an sich gesunden Frauen das Risiko, z. B. an Herzkrankheiten oder einer anderen Krebserkrankung zu sterben[7].
- Grundsätzlich sind sich die Experten einig, dass Überdiagnosen beim Mammographie-Screening unvermeidlich sind. In der verfügbaren Literatur werden die Zahlen der Überdiagnosen mit einer Schwankungsbreite von 1 bis 30 % der im Screening diagnostizierten Brustkrebsfälle angegeben.
- Aus wissenschaftlicher Sicht ist derzeit nicht eindeutig zu entscheiden, welche Zahlen die Realität am besten abbilden[8]. Nach 5 Screening-Runden (über 10 Jahre) könnten dies bei 2.000 Frauen zwischen 1 und 18 Überdiagnosen sein.
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Mammographie-Empfehlungen
2005 gab die Sozialversicherung das Handbuch „Vorsorgeuntersuchung neu, wissenschaftliche Grundlagen“ heraus, welches sich evidenzbasiert mit der Mammographie-Frage beschäftigte.
Hier die Kernaussagen des Handbuches
- Das Mammographiescreening sollte allen Frauen zwischen 40 und 70 einem Intervall von zwei Jahren angeboten und von einem Einladungs- und Wiedereinladungssystem unterstützt werden
- Der Zeitraum zwischen 40 und 50 Jahren ist wissenschaftlich umstritten
- Die Frau selbst entscheidet, ob sie dieser Einladung zur Vorsorgeuntersuchung Folge leisten will oder nicht
- Eine wahrheitsgetreue, transparente und verständliche Vermittlung von Nutzen und möglichem Schaden des Brustkrebsscreenings ist die Grundlage für eine adäquate Entscheidungsfindung der Frauen.
- Untersuchte haben ein Recht, wissenschaftliche Ergebnisse so dargestellt zu bekommen, dass sie eine informierte Entscheidung treffen können.
- Diese Ergebnisse müssen unter gleichwertiger Betonung des möglichen Nutzens, des fehlenden Nutzens bzw. des möglichen Schadens vermittelt werden.
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Das Hardingzentrum für Risikokompetenz gibt als Information eine Faktenbox heraus.
Faktenbox Brustkrebsfrüherkennung[9]
2014 wurde in Österreich ein Einladungs- und Recall-System eingeführt, das Frauen zwischen 45 und 69 Jahren alle 2 Jahre einlädt.
Literatur:
[1] Püringer, U et al.: Vorsorge Neu – Internat. wiss. Grundlagen zum Programm der Österreichischen Vorsorgeuntersuchungen. HG: Wissenschaftszentrum Gesundheitsförderung/Prävention der VAEB, Mai 2005
[2] Million Women Study Collaborators „Breast cancer and hormone-replacement therapy in the Million Women Study“ Lancet 2003; 362: 419-27
[3] Carmichael AR, Bates T; „Obesity and breast cancer: a review of the literature“ Breast. 2004 Apr; 13 (2): 85-92
[4] Die sich aus den Studien ergebende rechnerisch exakte Angabe lautet 1,4 Frauen.
[5] Gøtzsche PC et al., Nordisches Cochrane Zentrum: „Screening für Brustkrebs mit Mammographie“, Nov. 2012, Übersetzung von René Grosheintz-Laval. © The Cochrane Collaboration
[6] https://www.harding-center.mpg.de/de/faktenboxen/krebsfrueherkennung/brustkrebs-frueherkennung
[7] (Un)typische Brustschmerzen nach Bestrahlung eines Mamma-Karzinoms: kardiale Ischämie! ZFA, 11/2013 | Neue Krebszellen durch Therapie – Salzburger Nachrichten 17. 08. 2012
[8] Mammographie-basierte Brustkrebsfrüherkennung - Recherche und Aufbereitung von Kennzahlen für eine informierte Entscheidung, Medizinische Universität Graz, EbM-Review-Center 2013
[9] https://www.harding-center.mpg.de/de/faktenboxen/krebsfrueherkennung/brustkrebs-frueherkennung
erstellt 1-2020 |