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HintergundINFO Haupt- und Zusatzsymptome

von: Christoph Fischer

Hauptsympome

Eine depressive, gedrückte Stimmung wird von Patienten häufig ganz unterschiedlich charakterisiert: Manche sprechen von Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung, andere betonen stärker das Gefühl der Gefühllosigkeit. Patienten können sich weder über positive Ereignisse freuen noch Trauer empfinden. Dieser Zustand wird als unvergleichbar mit anderen Zuständen seelischen oder körperlichen Leidens erlebt und stellt eine besondere Belastung dar. 70-80 % der Patienten berichten zusätzlich über Angstgefühle, meist ohne konkreten Angstgegenstand, sondern als Ausdruck einer starken Unsicherheit und Zukunftsangst; hiermit steht häufig die rasche Irritierbarkeit in Verbindung und das Gefühl, durch jegliche Anforderung, z. B. in sozialen Kontakten, überfordert zu sein. Die gedrückte Stimmung selbst ändert sich von Tag zu Tag wenig, trotz möglicher charakte ristischer Tagesschwankungen, und sie ist meist unabhängig von den jeweiligen Lebensumständen. Typisch kann ein ausgeprägtes „Morgentief“ sein, das sich im weiteren Tagesverlauf zurückbildet; in den Abendstunden kann dann eine deutlich gebesserte Stimmung vorliegen. Allerdings ist in selteneren Fällen auch eine umgekehrte Reihenfolge möglich. (NVL 29)

Interessenverlust und Freudlosigkeit, in diesem Symptomkontext häufig auch als Anhedonie bezeichnet, wird typischerweise von depressiv Erkrankten geschildert. Der hiermit verbundene Rückgang des Aktivitätsniveaus, der nur bei leichteren Erkrankungsphasen und unter erheblichen Anstrengungen überwunden werden kann, bezieht sich zumeist auf Alltagsbereiche (Haushalt, Körperpflege, Berufstätigkeit), aber auch auf bisher als erfreulich und anregend empfundene Hobbies und Freizeitaktivitäten. (NVL30)

Energielosigkeit und Ermüdbarkeit stehen im Zusammenhang mit der Antriebslosigkeit und sind Ausdruck für das Selbsterleben der Patienten, kaum mehr belastbar und bereits durch Alltagsaktivitäten wie Anziehen und Waschen oder durch soziale Kontakte erschöpft zu sein. Häufig ist damit ein Rückzug der Patienten, z. B. ins Bett, verbunden.

 

Zusatzsymptome

Die verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit sowie die damit einhergehende Einschränkung im Denk-vermögen und Entscheidungsschwierigkeiten bzw. Entscheidungslosigkeit zeichnen sich dadurch aus, dass de-pressive Patienten sich häufig nicht in der Lage sehen, sonst selbstverständliche Alltagsaufgaben und -aktivitäten zu bewältigen, weil sie sich nicht auf die jeweiligen äußeren Ansprüche konzentrieren können. Gleichzeitig mit dieser Denkhemmung ist das Denken Depressiver häufig durch wiederkehrende Grübeleien, Selbstzweifel und Ängste charakterisiert.

Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit sowie ein massiver Selbstwertmangel und ein herabgesetztes Selbstvertrauen betreffen auch Patienten, die außerhalb depressiver Episoden ein an sich stabiles Selbstwertge-fühl haben. Der Verlust bezieht sich dabei auf die selbstverständliche Gewissheit bezüglich bisheriger Kompeten-zen, z. B. im Beruf, in sozialen Kontakten, in Freizeitaktivitäten oder in der Haushaltsführung.

Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven beziehen sich darauf, dass die Zukunftserwartungen depressiver Patienten unrealistisch negativ und pessimistisch verzerrt sind. Dies schließt in der Regel auch Er-wartungen bezüglich der Gesundungsprognose ein, da viele Patienten glauben, ihre depressive Störung werde sich nicht mehr bessern. Entsprechend der negativen Selbst- und Weltsicht wird jeder neue Tag als Belastung und die Zukunft als aussichtslos erlebt.

Suizidalität, zumindest in Form von Suizidgedanken, ist bei depressiven Patienten sehr häufig. Bei vielen Patien-ten besteht der Wunsch, möglichst rasch an einer unheilbaren Krankheit oder einem Unfall zu sterben oder es bestehen mehr oder weniger konkrete Überlegungen über eine aktive Beendigung des eigenen Lebens. Teilweise sind Suizidgedanken von Wahnsymptomen und Halluzinationen begleitet in der Form, dass ein Patient überzeugt ist, nur durch seinen Tod seine Familie vor dem Untergang retten oder eine große Schuld ausgleichen zu können.

Schlafstörungen äußern sich bei depressiven Patienten am häufigsten in Form von Schlaflosigkeit. Typischer-weise treten Durchschlafstörungen und Früherwachen auf; es sind aber auch Einschlafstörungen möglich, wäh-rend vermehrter Schlaf tagsüber oder in Form verlängerten Nachtschlafs (Hypersomnie) selten ist.

Verminderter Appetit drückt sich bei einer depressiven Episode so aus, dass sich die Betroffenen zum Essen regelrecht zwingen müssen. Sind diese Veränderungen des Appetits stark ausgeprägt, kann es zu erheblichem Gewichtsverlust kommen.

 

Quelle: NVL unipolare Depression 2015