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UAW Antidepressiva

von: Christoph Fischer

Nebenwirkungen

  • Nebenwirkungen sind Effekte die auch bei sachgerechter Anwendung zusätzlich zu gewünschten Hauptwirkung auftreten können
  • Manche Nebenwirkungen wie Übelkeit (serotonerge UAW) sind grundsätzlich unerwünscht
  • Müdigkeit kann z.B. bei Schlafstörungen eine erwünschte Nebenwirkung sein
  • Details zu UAW bei den einzelnen Substanzen

Überdosierung

  • Kann durch zu hohe Dosis 
  • durch eine Interaktion auftreten
  • es gibt auch Menschen die Medikamente besonders langsam abbauen.
  • Treten Überdosierungssymptome bei normaler Dosierung auf,
  • ist eine Blutspiegelbestimmung sinnvoll,
  • vorausgesetzt man kann bei dem Präparat den Blut-Spiegel bestimmen!

 

Überdosierung trizyklische Antidepressiva

  • Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung
  • Delirium

 

Überdosierung SSRI, NSRI

  • Serotoninsyndrom:
  • Fieber,
  • Verwirrung,
  • Muskelzuckungen,
  • Herzrhythmusstörungen (Bschor 112)

 

Entzugssymptome

  • Entzugssymptome entstehen nicht die Wiederkehr der ursprünglichen Krankheit
  • sondern dadurch, dass sich der Körper an die Substanz gewöhnt hat und sie ihm fehlt.
  • Ein Teil der Entzugssymptome von Antidepressiva kann mit der Wiederkehr der Erkrankung verwechselt werden

 

Ein Teil der Entzugssymptome kann mit der Wiederkehr der Erkrankung verwechselt werden

Entzugserscheinungen die nicht mit depressiven Beschwerden verwechselt werden können

Schlafstörungen und Albträume

Unruhe

Konzentrationsstörung

Kopfschmerzen

Erschöpfung

Schwitzen

Appetitlosigkeit

Suizidgedanken

Fremdheitsgefühle

Ängste

Grippeartige Erscheinungen

Muskelzuckungen und Schmerzen

Stromschlagartige Missempfindungen

Zittern und Herzrasen

Gleichgewichtsstörungen

Luftnot

Tinnitus

Juckreiz

Halluzinationen

Übelkeit und Erbrechen

Aggressivität

Gedächtnisstörungen (Bschor 112-4

Häufigkeit Enzugssymptome 30 %

  • Auf Grund der Vielzahl der möglichen Entzugssymptome
  • ist nicht genau geklärt wieviel Prozent der Behandelten Entzugssymptome entwickeln,
  • es ist mittlerweile unstrittig, dass 30% Entzugssymptome entwickeln
  • besonders häufig nach Absetzen von SSRI, ganz besonders nach Paroxetin.

 

Persönliche Anmerkung

  • Wenn man die Entzugssymptome nicht kennt, kann man sie auch nicht erkennen!
  • Wenn man sie kennt, findet man sie in der Praxis leider oft.
  • Zu Unterscheidung Wiederkehr der Depression versus Entzugssymptomen:
  • Patienten mit Entzugssymptomen bessern sich durch Einnahme der abgesetzten Substanz sofort,
  • bei einer Wiederkehr der Depression tritt die Besserung frühestens nach 2-3 Wochen ein, meist sprechen diese Patienten auf das alte Mittel nicht mehr so gut an. (Bschor 122)

 

 

Vorbeugung

  • Möglichst langsam Ausschleichen
  • "Faustregel" mindestens 4-6 Wochen

Anhängigkeit von Antidepressiva

Kriterien der Abhängigkeit

  • Entzugssymptome
  • Nachlassende Wirkung
  • Dosiserhöhung
  • unwiderstehlicher Drang das Mittel einzunehmen
  • Versuch zu verzichten scheitert
  • heimliche Einnahme
  • es wird große Energie und Zeit auf die Beschaffung verwendet
  • Bevorratung
  • Gedanken kreisen um den Suchtstoff
  • Andere Aktivitäten werden vernachlässigt

 

Bei Antidepressiva gibt es mitunter erhebliche Schwierigkeiten die Einnahme zu beenden ( siehe Rebound),die übrigen Zeichen sieht man nur selten.

Rebound

„Die Befürchtung, dass Antidepressiva, wenn man sie eines Tages nicht mehr nehmen möchte, einen Rückfall auslösen könnten, ist besorgniserregend. In der Konsequenz würde das bedeuten, dass die Besserung einer aktuellen Depression damit erkauft wird, dass zu einem späteren Zeitpunkt, wenn man das Medikament eines Tages absetzt, eine womöglich noch stärkere Depression zurückkehrt. Patienten müssen also doppelt genau überlegen, ob sie wirklich ein Antidepressivum nehmen wollen.“ (Bschor 118)

 

 „Prevention of relapse following cognitive therapy vs medications in moderate to severe depression“

Die Studie von Hollon et al. [1]:

  • durch das Los wurden 180 mittelschwer und schwer depressive Patienten
  • entweder mit kognitiver Verhaltenstherapie,
  • mit einem Antidepressivum
  • oder mit Placebo über 16 Wochen behandelt.
  • Nach 1 und 2 Jahren würde die Rückfallrate erhoben:

 

Rückfallrate

 

kognitive Verhaltenstherapie

Antidepressivum

Placebo

Nach 12 Monaten

30,8%

47,2%

76,2%

Nach 24 Monaten

25%

50%

33%

HintergundINFO: das Resultat ist noch kein endgültiger Beweis, aber die beste derzeit verfügbare Evidenz, daher werden die unterstehenden Feststellungen im Konjunktiv getroffen:

Anstieg der Frühberentung

  • Häufige Rebound-Phänomene könnten eine Erklärung für den Anstieg
  • der Frühberentung und Krankschreibungen auf Grund von Depressionen sein.
  • Antidepressiva würden Depressionen vielleicht kurzfristig behandeln,
  • aber langfristig das Problem vergrößern.
  • Das wäre ein starkes Argument Antidepressiva möglichst selten
  • und wenn dann nur gemeinsam mit Psychotherapie zu verordnen. (Bschor 122)
  • Stationäre Einrichtungen wie „Pro Mente“[2] bieten Psychotherapie an.
  • Zu Prävention der Frühberentung übernimmt auf entsprechenden RAHA-Antrag die Pensionsversicherung[3] die Kosten.

 

Literatur/Links:

[1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15809409

[2] https://www.promenteaustria.at/de/home/

[3] https://www.pensionsversicherung.at/cdscontent/?contentid=10007.707551&viewmode=content

erstellt 2-2020